MEDIEN UNDGESUNDHEIT

Gesund­heit ist ein wich­ti­ges The­ma – auch schon für Kin­der. Eine mög­lichst frü­he Gesund­heits­er­zie­hung kann eine gesun­de Lebens­wei­se erheb­lich för­dern. Hier­zu zählt auch ein gesun­der, bewuss­ter Medi­en­um­gang. Kin­der benö­ti­gen Lern­räu­me, in denen sie ihre Medi­en­kom­pe­ten­zen ent­wi­ckeln kön­nen. Wes­halb also nicht Medi­en und Gesund­heits­bil­dung mit­ein­an­der ver­bin­den?

Medi­en­Er­zie­hung

Die För­de­rung von Medi­en­kom­pe­tenz kann unter ande­rem auch zu einer gesun­den Lebens­füh­rung bei­tra­gen. Aus die­sem Grund ver­eint das vor­lie­gen­de Ange­bot die The­men Gesund­heits- und Medi­en­bil­dung. Das Mate­ri­al wur­de ins­be­son­de­re für den Ein­satz in der 4. Klas­se ent­wi­ckelt. Sie kön­nen es aber auch in abge­wan­del­ter Form in ande­ren Klas­sen­stu­fen – bis hin­ein in die Sekun­dar­stu­fe – nut­zen. Dar­über hin­aus kön­nen Sie das Mate­ri­al fach­in­te­grie­rend oder ‑über­grei­fend anwen­den. Bei der Ent­wick­lung haben wir die schu­li­schen Rah­men­plä­ne berück­sich­tigt.

MEDIENERZIEHUNG IN DER FAMILIE

Gesund­heit ist ein hohes Gut. Die Ver­ant­wor­tung dafür liegt bei jedem von uns selbst. Aller­dings kann eine gesun­de Lebens­wei­se von Per­son zu Per­son unter­schied­lich sein. Was den einen stresst, braucht der ande­re erst, um sich rich­tig gut zu füh­len. Lebens­mit­tel, die für den einen gesund sind, lösen bei ande­ren All­er­gien aus. Dies gilt auch für Kin­der. Es ist daher wich­tig, ihnen früh Lern­an­ge­bo­te zu machen, mit denen sie Wis­sen erwer­ben und Hand­lungs­op­tio­nen ent­wi­ckeln kön­nen. Das brau­chen sie für eine indi­vi­du­el­le und gesun­de Lebens­füh­rung.

Gleich­zei­tig gewin­nen Medi­en in unse­rer Gesell­schaft zuneh­mend an Bedeu­tung. Inzwi­schen wird die­ser Ein­fluss sogar als eige­nes For­schungs­ge­biet unter dem Begriff „Media­ti­sie­rung“ unter­sucht. Kin­der nut­zen neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Unter­hal­tungs­me­di­en bereits ganz selbst­ver­ständ­lich im All­tag. Aber bedeu­tet das, dass sie kom­pe­tent mit Medi­en umge­hen? Kön­nen sie die viel­schich­ti­gen Ange­bo­te bewer­ten und mög­li­che gesund­heit­li­che Aus­wir­kun­gen ver­ste­hen? Ohne Unter­stüt­zung ist das kaum mög­lich. Daher ist es ent­schei­dend, den Kin­dern die ent­spre­chen­de Medi­en­kom­pe­tenz mög­lichst früh mit auf den Weg zu geben.

aus­ge­blen­det

…

Was ist Gesund­heits- und Medi­en­bil­dung?

Die Gesund­heits­bil­dung ist ein Lern- und Ent­wick­lungs­pro­zess, der Men­schen die Beant­wor­tung fol­gen­der Fra­gen ermög­li­chen soll:

  • Was muss ich tun, um gesund zu blei­ben?
  • Wel­che Stra­te­gien kann ich bei Her­aus­for­de­run­gen in mei­nem Leben nut­zen?
  • Wie kann ich mei­nen Lebens­stil ändern, wenn es mei­ne Gesund­heit erfor­dert?

Das Kon­zept der Gesund­heits­bil­dung wur­de in den 1980er Jah­ren vor allem durch Volks­hoch­schu­len geprägt. Wäh­rend in der vor­ma­li­gen Gesund­heits­er­zie­hung der Fokus auf den von Auto­ri­tä­ten vor­ge­ge­be­nen Ver­hal­tens­wei­sen lag, ste­hen heu­te Erkennt­nis­se über Gesund­heits­zu­sam­men­hän­ge im Mit­tel­punkt. Men­schen oder Grup­pen ler­nen, selbst­be­stimmt und sozi­al zu han­deln. So wer­den sie befä­higt, sich an Dis­kus­sio­nen über Lebens­wei­sen und gesell­schaft­li­che Maß­stä­be zu betei­li­gen.

Hier­zu wer­den fol­gen­de Ansät­ze genutzt:

1) Der Set­tin­gan­satz: Die­se Kern­stra­te­gie der Gesund­heits­för­de­rung nutzt unter­schied­li­che Lebens­be­rei­che, Sys­te­me und Orga­ni­sa­tio­nen zur Ver­mitt­lung von Gesund­heits­wis­sen. Dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se Städ­te, Gemein­den, Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen, Schu­len und Betrie­be. Hier ver­brin­gen Men­schen einen Groß­teil ihrer Lebens­zeit. Der Set­tin­gan­satz ver­wen­det deren Struk­tur und sozia­les Gefü­ge, um die Gesund­heit des Ein­zel­nen zu för­dern.

2) Empower­ment (deutsch: Ermächtigung/Befähigung): Über die­sen Ansatz wer­den Per­so­nen (-grup­pen) ermu­tigt, sich gesell­schaft­lich ein­zu­brin­gen. Sie kön­nen ihre per­sön­li­chen Poten­zia­le, Res­sour­cen und Fähig­kei­ten zur Betei­li­gung nut­zen, um ihr Leben und ihr sozia­les Umfeld selbst zu gestal­ten.

Auch in der Medi­en­bil­dung gewin­nen die­se hand­lungs­ori­en­tier­ten Ansät­ze an Bedeu­tung. Men­schen ändern ihr Ver­hal­ten, indem sie sich mit der Wirk­lich­keit aus­ein­an­der­set­zen und mit ande­ren Per­so­nen inter­agie­ren. Dabei spie­len sowohl gesell­schaft­li­che Bedin­gun­gen als auch die Lebens­welt­ori­en­tie­rung des Ein­zel­nen eine Rol­le. Der Mensch soll sich als Teil der demo­kra­ti­schen Gesell­schaft begrei­fen: Das bedeu­tet nicht nur, sein Ver­hal­ten an die Gesell­schaft anzu­pas­sen, son­dern auch selbst die Gesell­schaft zu ver­än­dern.

Digi­ta­le Medi­en als Arzt­er­satz?

Digi­ta­le Medi­en bie­ten heu­te unter ande­rem die Mög­lich­keit zur indi­vi­du­el­len Gesund­heits­bil­dung und ‑kom­mu­ni­ka­ti­on. Eine Fül­le von Infor­ma­tio­nen zu Gesund­heits­the­men ist für jeden frei über das Inter­net ver­füg­bar. Aller­dings ist die rich­ti­ge Aus­wahl ver­läss­li­cher Online­quel­len schwie­rig gewor­den. Es stel­len sich fol­gen­de Fra­gen: Sind die Infor­ma­tio­nen qua­li­täts­ge­si­chert? Ste­hen hier wirt­schaft­li­che Inter­es­sen im Hin­ter­grund? Zahl­rei­che Gesund­heits­in­for­ma­tio­nen wer­den inzwi­schen von finanz­star­ken pri­va­ten Anbie­tern – bei­spiels­wei­se von Phar­ma­un­ter­neh­men, Apo­the­ken und Kli­ni­ken – zur Ver­fü­gung gestellt. Dabei gehen gesund­heits­för­dern­de, öffent­li­che Ange­bo­te häu­fig unter. Auch Ärz­te und staat­li­che Gesund­heits­agen­tu­ren ver­lie­ren an Auto­ri­tät. Oft tau­schen sich Men­schen nun lie­ber online in Selbst­hil­fe­initia­ti­ven, Rat­ge­bern oder Dis­kus­si­ons­fo­ren aus. Besorg­nis­er­re­gend ist zudem, dass staat­lich emp­foh­le­ne Vor­sor­ge­maß­nah­men – wie Imp­fun­gen – von der Bevöl­ke­rung zuneh­mend weni­ger akzep­tiert wer­den.

Wel­che Fähig­kei­ten brau­chen Kin­der?

Um Kin­dern ein weit­ge­hend erfolg­rei­ches und gesun­des Leben zu ermög­li­chen, soll­ten ihre Fähig­kei­ten und ihr Poten­zi­al schon früh geför­dert wer­den. Die World Health Orga­niza­ti­on (WHO) defi­niert hier zehn zen­tra­le Kern­kom­pe­ten­zen („core life skills“), die Men­schen im Lauf ihres Lebens erler­nen soll­ten:

1) Selbst­wahr­neh­mung: die rich­ti­ge Ein­schät­zung der eige­nen Per­son und des Cha­rak­ters sowie per­sön­li­cher Stär­ken, Schwä­chen, Wün­sche und Abnei­gun­gen

2) Empa­thie: die Fähig­keit, sich in ande­re Per­so­nen hin­ein­zu­ver­set­zen

3) Krea­ti­ves Den­ken: das Ver­mö­gen, adäqua­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen und Pro­ble­me kon­struk­tiv zu lösen

4) Kri­ti­sches Den­ken: die Fähig­keit, Infor­ma­tio­nen und Erfah­run­gen objek­tiv zu ana­ly­sie­ren

5) Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz: die Fähig­keit, Ent­schei­dun­gen im All­tag zu tref­fen

6) Pro­blem­lö­sung: die Fähig­keit, Schwie­rig­kei­ten und Kon­flik­te zu bewäl­ti­gen

7) Kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­tenz: die Fähig­keit, sich kul­tur- und situa­ti­ons­ge­mäß ver­bal und non­ver­bal aus­zu­drü­cken

8) Inter­per­so­na­le Bezie­hungs­fer­tig­kei­ten: die Fähig­keit, Freund­schaf­ten zu schlie­ßen und auf­recht­zu­er­hal­ten

9) Gefühls­be­wäl­ti­gung: die Fähig­keit, sich sei­ner eige­nen Gefüh­le und der ande­rer bewusst zu wer­den. Dazu gehört auch der ange­mes­se­ne Umgang mit Emo­tio­nen und die Erkennt­nis dar­über, wie Gefüh­le das Ver­hal­ten beein­flus­sen.

10) Stress­be­wäl­ti­gung: die Fähig­keit, Ursa­chen und Aus­wir­kun­gen von Stress im All­tag zu erken­nen und stress­re­du­zie­ren­de Ver­hal­tens­wei­sen zu erler­nen

Hin­zu kommt in der heu­ti­gen Zeit auch der siche­re Umgang mit Medi­en. Medi­en­kom­pe­tenz soll­te des­halb eben­falls als eine zen­tra­le Kern­kom­pe­tenz im Leben von Kin­dern wahr­ge­nom­men und ent­spre­chend geför­dert wer­den.

Wie kann Medi­en­kom­pe­tenz geför­dert wer­den?

Zur Medi­en­kom­pe­tenz gehö­ren nicht nur das nöti­ge Wis­sen um die Medi­en und deren kri­ti­sche und kor­rek­te Bewer­tung. Man muss dar­über hin­aus auch mit ihnen umge­hen und kom­mu­ni­zie­ren kön­nen und sich in einem immer grö­ßer wer­den­den sozia­len Gefü­ge zurecht­fin­den.

Am bes­ten las­sen sich die­se Fähig­kei­ten über kon­kre­te Inhal­te ver­mit­teln. Des­halb ste­hen im vor­lie­gen­den Pro­jekt „Gesund­heits­för­de­rung durch Medi­en­kom­pe­tenz­ent­wick­lung“ inter­ak­ti­ve Metho­den und akti­ve Medi­en­ar­beit im Vor­der­grund. Dabei set­zen die Kin­der sich bei­spiels­wei­se mit Apps, Fil­men und ande­ren Web­in­hal­ten aus­ein­an­der. So kön­nen sie in der prak­ti­schen Anwen­dung ler­nen, media­le Inhal­te und Bot­schaf­ten sowie deren Wir­kung und Poten­zi­al zu erken­nen und zu nut­zen.

Laut dem Medi­en­päd­ago­gen Bernd Schorb bie­tet die­se akti­ve Metho­de der Medi­en­ar­beit den Kin­dern fol­gen­de Lern­mög­lich­kei­ten:

  • Sie ver­tie­fen inhalt­li­ches Wis­sen oder erwer­ben die­ses neu.
  • Sie gewin­nen neue Ein­sich­ten in die sozia­le Rea­li­tät, in eige­ne Lebens­be­din­gun­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen.
  • Sie machen neue Erfah­run­gen und kön­nen alte bes­ser reflek­tie­ren.
  • Sie ent­de­cken und stär­ken bei sich selbst inhalt­li­che, tech­ni­sche, krea­ti­ve und gestal­te­ri­sche Fähig­kei­ten.
  • Sie ler­nen, sich mit unter­schied­li­chen Posi­tio­nen und Mei­nun­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen.
  • Sie reflek­tie­ren und dif­fe­ren­zie­ren ihre eige­ne Hand­lungs­ori­en­tie­rung. Außer­dem erpro­ben sie neue Ver­hal­tens­ar­ten.
  • Sie erler­nen die Fähig­keit, soli­da­risch mit ande­ren zusam­men­zu­ar­bei­ten.

Zusätz­lich för­dert die prak­ti­sche Medi­en­ar­beit das Selbst­be­wusst­sein und Selbst­wert­ge­fühl der Kin­der. Dazu gehö­ren im Wesent­li­chen fünf Ziel­set­zun­gen. Die Kin­der

  • erwer­ben eine erwei­ter­te Hand­lungs­fä­hig­keit,
  • ler­nen, bewuss­ter zu kom­mu­ni­zie­ren,
  • erken­nen eige­ne Inter­es­sen und setz­ten die­se krea­tiv um,
  • erler­nen Sicher­heit im Umgang mit unter­schied­li­chen sozia­len Situa­tio­nen und
  • kön­nen eige­ne Erleb­nis­se und Pro­ble­me in Bil­dern und Wor­ten kom­mu­ni­zie­ren.