MEDIEN UND
Medienkompetenz als Schlüsselkompetenz für ein gesundes Aufwachsen in einer digitalen Welt
MEDIENKOMPETENZ IST GESUNDHEITSKOMPETENZ!
Gesundheit und Medien sind untrennbar verbunden – auch im Klassenzimmer.
Eine frühe Gesundheitserziehung kann Kinder nachhaltig dabei unterstützen, eine individuelle und gesunde Lebensweise zu entwickeln. Dazu gehört heute zwingend auch ein bewusster Umgang mit digitalen Medien.
Medien prägen unsere Freizeit, Kommunikation und Lebensgewohnheiten. Kinder bewegen sich zwar selbstverständlich in digitalen Welten, doch die Fähigkeit, Inhalte kritisch zu bewerten und gesundheitliche Auswirkungen zu reflektieren, fehlt oft. Genau hier setzt unser Konzept von Medienplanet an: Es verbindet Gesundheitsförderung mit Medienbildung und eröffnet Lernräume, in denen Kinder Wissen erwerben, Handlungsoptionen kennenlernen und gesunde Entscheidungen treffen können.

Warum das wichtig ist:
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Gesundheit ist individuell: Was dem einen guttut, kann für die andere belastend oder sogar schädlich sein. Kinder lernen, diese Unterschiede zu verstehen und ihren eigenen Weg zu einer gesunden Lebensführung zu finden.
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Medien haben Macht: Ob Ernährungstrends, Körperbilder oder Freizeitgestaltung – digitale Inhalte beeinflussen Einstellungen und Verhalten. Medienkompetenz schützt Kinder vor Risiken und stärkt ihre Fähigkeit, Chancen zu nutzen.
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Was versteht man unter Gesundheits- und Medienbildung?
Gesundheitsbildung beschreibt einen Lern- und Entwicklungsprozess, der Menschen dabei unterstützt, Fragen rund um das Thema Gesundheit selbständig beantworten zu können, zum Beispiel:
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Wie bleibe ich gesund?
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Welche Strategien helfen mir in schwierigen Lebenssituationen?
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Wann und wie sollte ich meinen Lebensstil ändern, um gesund zu bleiben?
Historische Entwicklung der Gesundheitsbildung
In den 1980er-Jahren wurde das Konzept der Gesundheitsbildung besonders durch Volkshochschulen geprägt. Während die frühere „Gesundheitserziehung“ stärker auf von Autoritäten vorgegebene Verhaltensweisen setzte, geht es heute um Wissen, Selbstbestimmung und kritisches Hinterfragen. Ziel ist es, dass Menschen oder Gruppen befähigt werden, sozial verantwortlich zu handeln und sich aktiv an Diskussionen über Lebensstile und gesellschaftliche Werte zu beteiligen.
Wichtige Ansätze der Gesundheitsbildung
Der Setting-Ansatz: Der sogenannte Setting-Ansatz gilt als Kernstrategie der Gesundheitsförderung. Er nutzt die Lebenswelten, in denen Menschen den größten Teil ihres Alltags verbringen – etwa Schulen, Kindergärten, Betriebe, Städte und Gemeinden.
Durch die Strukturen und sozialen Netzwerke in diesen Lebensbereichen wird Gesundheitswissen praxisnah vermittelt und das Wohlbefinden nachhaltig gestärkt.
Empowerment (Befähigung/Ermächtigung): Empowerment ermutigt Einzelpersonen und Gruppen, ihre eigenen Ressourcen, Potenziale und Fähigkeiten aktiv einzusetzen. Das Ziel: mehr Selbstbestimmung, gesellschaftliche Teilhabe und die Möglichkeit, das eigene Umfeld aktiv mitzugestalten.
Verbindung zur Medienbildung
Die Konzepte von Gesundheitsbildung lassen sich auch auf die Medienbildung übertragen. Auch hier spielen Selbstbestimmung, kritisches Denken und verantwortungsbewusstes Handeln eine zentrale Rolle. Menschen reflektieren ihre Mediennutzung, setzen sich mit digitalen Realitäten auseinander und lernen, die gesellschaftlichen Bedingungen mitzugestalten. Dabei gilt: Medienbildung bedeutet nicht nur, sich anzupassen, sondern aktiv Einfluss auf die digitale und demokratische Gesellschaft zu nehmen.
Digitale Medien zur ärztlichen Beratung?
Digitale Medien eröffnen heute vielfältige Möglichkeiten für individuelle Gesundheitsbildung und ‑kommunikation. Über das Internet stehen unzählige Informationen zu Prävention, Diagnose und Therapie frei zur Verfügung.
Allerdings stellt die Auswahl verlässlicher Quellen eine zunehmende Herausforderung dar. Nutzerinnen und Nutzer müssen sich fragen:
- Sind die Inhalte wissenschaftlich fundiert und qualitätsgesichert?
- Werden Informationen neutral vermittelt oder stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund?
Viele Angebote stammen inzwischen von privatwirtschaftlichen Akteuren – etwa Pharmaunternehmen, Apotheken oder Kliniken. Dadurch geraten öffentliche und unabhängige Informationsquellen leicht in den Hintergrund. Auch das Vertrauensverhältnis zwischen Patientinnen, Patienten und staatlichen Gesundheitsinstitutionen hat sich verändert: Anstelle klassischer Beratung suchen viele Menschen Austausch in Selbsthilfegruppen, Online-Foren oder Ratgeberportalen.
Dies bringt Chancen – etwa durch niedrigschwellige Zugänge, individuelle Selbsthilfe und Vernetzung – birgt aber auch Risiken. So können Fehlinformationen, fehlende Einordnung oder gezielte Desinformation dazu beitragen, dass öffentlich empfohlene Maßnahmen wie Impfprogramme weniger Akzeptanz finden.
Digitale Medien sind somit ein ergänzendes Instrument, sie können ärztliche Beratung jedoch nicht vollständig ersetzen. Entscheidend bleibt eine Kombination aus medizinisch fundierter Expertise, kritischer Medienkompetenz und transparenter Gesundheitskommunikation.
Welche Fähigkeiten brauchen Kinder für ein gesundes und erfolgreiches Leben?
Um Kinder bestmöglich auf ihr Leben vorzubereiten, ist eine frühe Förderung ihrer sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten entscheidend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert hierzu zehn grundlegende Kernkompetenzen („life skills“), die Kinder im Laufe ihrer Entwicklung erlernen sollten:
- Selbstwahrnehmung: Eigene Stärken, Schwächen und Bedürfnisse realistisch einschätzen.
- Empathie: Sich in die Gefühle und Sichtweisen anderer hineinversetzen können.
- Kreatives Denken: Ideen entwickeln und Probleme auf neue Weise lösen.
- Kritisches Denken: Informationen objektiv beurteilen und reflektieren.
- Entscheidungsfähigkeit: Bewusste und verantwortungsvolle Entscheidungen im Alltag treffen.
- Problemlösung: Strategien zur konstruktiven Bewältigung von Herausforderungen entwickeln.
- Kommunikation: Gedanken klar ausdrücken und auf andere eingehen – verbal und nonverbal.
- Beziehungsfähigkeit: Freundschaften knüpfen, pflegen und soziale Bindungen stärken.
- Umgang mit Gefühlen: Emotionen wahrnehmen, ausdrücken und steuern können.
- Stressbewältigung: Ursachen von Stress erkennen und gesunde Strategien zur Entlastung nutzen.
Medienkompetenz als neue Schlüsselqualifikation
Neben diesen klassischen Kernkompetenzen gilt heute auch die Medienkompetenz als zentrale Fähigkeit. Kinder sollten früh lernen, digitale Medien verantwortungsvoll, sicher und kritisch zu nutzen. Dies stärkt nicht nur ihre Selbstständigkeit, sondern auch ihre Gesundheits- und Zukunftskompetenz.
Wie kann Medienkompetenz gefördert werden?
Medienkompetenz bedeutet nicht nur, Wissen über digitale Medien zu haben oder Informationen kritisch zu bewerten. Sie umfasst auch den sicheren Umgang mit Medien, die kommunikative Nutzung sowie die Fähigkeit, sich in komplexen sozialen Zusammenhängen zurechtzufinden.
Förderung durch aktive Medienarbeit
Am wirksamsten lernen Kinder Medienkompetenz durch praktische Anwendung. Statt reiner Wissensvermittlung stehen im Projekt Medienplanet daher interaktive Methoden und aktive Medienarbeit im Vordergrund. Die Kinder setzen sich dabei mit Apps, Filmen und digitalen Inhalten auseinander. So erwerben sie nicht nur Kenntnisse über Funktionsweisen und Wirkung der Medien, sondern auch die Fähigkeit, Inhalte kritisch zu reflektieren und kreativ zu nutzen.
Lernmöglichkeiten durch Medienarbeit
Der Medienpädagoge Bernd Schorb hebt hervor, dass aktive Medienarbeit Kindern zahlreiche Lernchancen eröffnet:
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Wissen vertiefen oder neu erwerben
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Einblicke in soziale Realitäten gewinnen und eigene Lebensbedingungen reflektieren
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Kreative, technische und gestalterische Fähigkeiten entdecken und entwickeln
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Mit unterschiedlichen Meinungen und Positionen konstruktiv umgehen
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Handlungsstrategien reflektieren und neue Verhaltensweisen erproben
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Kooperationsfähigkeit und Solidarität im Gruppenkontext stärken
Positive Effekte auf Persönlichkeit und Kommunikation
Neben Wissens- und Handlungskompetenz trägt Medienarbeit stark zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Kinder gewinnen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl und stärken ihre kommunikativen Fähigkeiten.
Die zentralen Zielsetzungen sind:
- Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit
- Bewusstere und klarere Kommunikation
- Kreative Umsetzung eigener Interessen
- Sicherheit im Umgang mit sozialen Situationen
- Ausdruck eigener Erfahrungen und Probleme durch Sprache und Bilder
Wie integriert Medienplanet gesundheitsrelevante Inhalte in Medienbildung?
Medienplanet verknüpft Medienbildung und Gesundheitsförderung sowohl auf theoretischer als auch auf praktischer Ebene und verfolgt dabei einen modernen, ganzheitlichen Ansatz, der speziell auf die Lebenswelt von Kindern ab der Grundschule zugeschnitten ist.
Theoretische Verankerung
Das Projekt betrachtet Medienkompetenz und gesunde Lebensführung als eng miteinander verbunden. Schon in der Konzeption wurden gesundheitsrelevante Aspekte wie Stressbewältigung, Ernährung, Werbung und verantwortungsvoller Medienumgang systematisch in die Medienbildung eingebettet. Ziel ist es, Kinder frühzeitig für ein gesundes, selbstbestimmtes Leben mit digitalen Technologien zu sensibilisieren und sie in ihrer kognitiven, sozialen und gesundheitlichen Entwicklung zu stärken.
Die Unterrichtsmaterialien orientieren sich an aktuellen Bildungs- und Präventionszielen der Länder und berücksichtigen schulische Rahmenpläne. Medienkompetenz wird als lebenswichtige Fähigkeit gesehen, die einen Beitrag zur körperlichen, psychischen und sozialen Gesundheit leistet.
Praktische Umsetzung
In der Praxis nutzt Medienplanet interaktive, kreative Methoden, um gesundheitsbezogene Themen unmittelbar erfahrbar zu machen:
- Medientagebuch & Ernährungstagebuch: Kinder dokumentieren und reflektieren ihr eigenes Medien- und Ernährungsverhalten. So lernen sie, ihre Nutzungsgewohnheiten kritisch zu hinterfragen und bewusste Entscheidungen für ein gesundes Leben zu treffen.
- Motivierende Apps und Tools: Mit digitalen und analogen Werkzeugen wie Videobaukasten, Podcaststudio und Quizfragen zu Stress oder Ernährung werden Kinder aktiviert, eigene Inhalte zu erstellen und Gesundheitsthemen kreativ zu erforschen.
- Themenmodule wie „Stress und Entspannung“, „Ernährung und Medien“, „Werbung und Medienheld:innen“: Die Module bündeln Gesundheits- und Medienbildung, bieten praxisnahe Übungen und motivierende Aufgaben für den Unterricht. Kinder erfassen so die Wechselwirkungen von Mediennutzung und Wohlbefinden.
- Fächerübergreifende und lebensweltnahe Vermittlung: Die Unterrichtsmaterialien sind flexibel und integrativ – sie können in verschiedenen Fächern und Lernsettings eingesetzt werden. Diese Vielseitigkeit unterstützt ein nachhaltiges Verständnis für gesunde Mediennutzung und Lebensführung.
- Schulungen und Fortbildungen: Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und Eltern erhalten gezielte Angebote, um Medienbildung und Gesundheitsförderung kompetent und aktuell zu vermitteln und Risiken präventiv anzugehen.
Ganzheitlicher pädagogischer Ansatz
Medienplanet versteht Gesundheitsförderung als Basis für eine zeitgemäße Medienpädagogik. Indem Medienkompetenz und Gesundheitsbewusstsein systematisch verzahnt werden, ermöglicht das Projekt einen reflektierten und aktiv-produktiven Umgang mit Medien. Für Lehrkräfte entstanden konkrete, leicht umsetzbare Methoden, um Kinder nachhaltig in ihrer Medien- und Gesundheitsentwicklung zu begleiten.